Lilian frei: drei Performances zeitgleich
Lilian frei schreibt zur Performance «zu dritt» von Gisela Hochuli, Judith Huber und Ursula Scherrer am Samstag, 9.10.21 im Haus zur Glocke in Steckborn.
«Ein durchlässiges Haus», sagt Ursulas Stimme und strikt feine Durchbrüche wie Spinnengewebe. Worte fallen durch alle Ritzen. In der Hand von Gisela pendeln schwarze Schuhe und werden später elegant durch vier Stockwerke getragen. Der dünne, lange Stab hängt elegant zwischen Judiths feingliedrigen Fingern. Sie raum-wandelt damit gleichgewichtig durch den Nachmittag. «Nichts bestimmtes im Sinn» Stimme. Es hat verschiedene Räume, auf vier Stockwerken und knarrende Treppen. Der Faden der durch die Ritze sein Nest baut, nimmt in drei Stunden Form an. «Wie durchlässig alles ist» Stimme. Zeit gewinnen,- denke ich. Es wird vom Haus Brot aufgetischt. In drei Stunden gibt es Suppe. «Aus Spass etwas tun» Stimme. Schwarze Schuhe servieren. durch alle Etagen und platziert neben Gläsern sich dem Tisch zuwenden lautlos fremde Wandschränke in Beschlag nehmen ein konzentriertes ein- und ausräumen Küchendüfte. Die Frau singt eher als dass sie klagt, und zielt mit dem Stab auf Raum und Zeit. Am Boden sitzt die Spinnerin und spricht Silben die wie Maschen durch den Raum fallen. «Wohin wohl das alles führt?» Stimme. Von oben das Summen. Bücher wie Speisen auftragen, – gleichgewichtig! Sagenhaft wie die Ausmesserin durch alle Räume geht und haarscharf die Menschen schneidet. Das Buch auf und zu schlagen. «Man hört die Geschichte des Hauses wenn man horcht» Stimme Oben im Haus wimmert es - was macht SIE wohl? «Vielleicht verplanen wir uns im Kleinen und vergessen den Moment» Stimme zeitgleich und durchlässig Den Raum liebkosen mit weitem Blick die schiefe Ebene auskosten den Balken entlang zielen und den Raum spannen dabei keinesfalls zögern zeitliches messen in Minuten Zu Dritt im Raum. – die Enge spüren. Mein Auge flieht. Wo geht sie hin? Aussenraum Messungen in der Gasse.Den Meter fallen lassen schwerelos alltägliches explorieren Geräusch-Kulissen erschaffen «Was dir so durch den Kopf geht bei einem solchen Faden?» Stimme In den Kasten hinein den Kopf stecken, den Körper und darin verweilend. Der Mantel aus Plastik steht Ihr! Ein verharren. Den Kopf wegstecken. Sie kommen und gehen die Gäste. Sie bleiben im Raum Ein zeitgleiches Dasein. Zusammensein. Einem Gesichte ins Gesicht schauen beim zuhören. «Manchmal gibt es kein vor noch zurück» Stimme Sich hinzuneigen zur Sache. Nadeln liegen wie Dirigierstäbe an ihrer Seite. Faden in die Ritze stopfen. Eine Spinnerin. Am Faden bleiben und Haltung bewahren. «Dass es hier noch Hoffnung gibt?» Stimme Es ist 7 Uhr die Suppe wird aufgetragen.
Text Lilian Frei Oktober 2021